Kategorie: <span>Nachwelt</span>

Max Wiese (1846 – 1925)

Zur Erinnerung für die Ewigkeit

Ich stehe vor Ihnen als Ehrenbürger von Neuruppin. Zu verdanken habe ich diese Ehre zwei Männern, die – im Gegensatz zu mir – tatsächlich in Neuruppin geboren wurden: Karl Friedrich Schinkel und Theodor Fontane. Geboren wurde ich in Danzig, wo mein Vater als königlicher Polizeiinspektor tätig war. Nach dessen Tod, ich war gerade einmal acht Jahre alt, übersiedelte meine Mutter mit mir nach Neuruppin. Hier besuchte ich das nach dem Stadtbrand neu erbaute Gymnasium auf dem Schulplatz. Damals zeigte sich bereits mein künstlerisches Talent. Daher schickte man mich auf die Kunstakademie in Berlin. Anschließend durfte ich als Gehilfe bei Rudolf Siemering arbeiten. Er schuf Standbilder unserer Könige und Kaiser und unserer Großen der Kunst. Ich hatte also einen hervorragenden Lehrmeister. 1872 machte ich mich als Bildhauer selbstständig. 

Bereits seit dem Jahr 1865 gab es Bestrebungen, dem großartigen Schinkel, dem preußischen Architekten, Baumeister, Städteplaner, aber auch Innenarchitekten, Theater-Ausstatter, Grafiker und Medailleur in seiner Geburtsstadt ein Denkmal zu stiften. Ich wurde ausersehen, den Entwurf zu liefern.  Über 15 Jahre mussten vergehen, bis am 100. Geburtstag des Baumeisters, am 13. März 1881, auf dem Platz hinter der Pfarrkirche St. Marien der Grundstein gesetzt werden konnte. Noch einmal zweieinhalb Jahre waren nötig, bis ich das Denkmal enthüllen konnte. 

Der überlebensgroße, in Bronze gegossene Schinkel steht auf einem Granitblock, der von einer Ziegelmauer umgeben ist. Die wiederum trägt den für den Klassizismus typischen Palmettenschmuck. Schinkel trägt einen Zivilanzug und hält eine Bauzeichnung des Grundrisses vom Berliner Schauspielhaus in der rechten Hand. Das Denkmal ist der Ort, an dem am Sterbetag Schinkels, an jedem 9. Oktober eines Jahres, des Mannes gedacht wird, der das gute Bild Preußens prägte.

Und dann gibt es da noch ein weiteres Denkmal. Da sitzt ein älterer Herr auf einer Steinbank: Theodor Fontane. Auch er überlebensgroß in Bronze gegossen. Er hat nichts Unnahbares an sich, wirkt wie ein ganz normaler Spaziergänger, der sich vom Gang durch die langen Straßen Neuruppins erholt. Er hat seinen Hut abgesetzt, der Spazierstock lehnt an der Seite. Er hat das rechte Bein über das linke geschlagen, einen Stift in der rechten Hand und ein Notizbuch in der linken. Offenbar hat er sich gerade Notizen für seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ gemacht. 

Immerhin wird er auf einer Tafel, die an der Bank angebracht ist, als „Dichter der Mark“ tituliert. Also, meine Idee war es nicht Fontanes Werk derart zu verengen. Dass dieser Herr auf der Bank sofort als der Dichter Theodor Fontane erkennbar ist, liegt an der verblüffenden Ähnlichkeit, die sein Sohn Friedrich junior mit ihm hatte. Er saß mir geduldig Modell. 

Feierlich wurde das Monument am 8. Juni 1907 mit einem Festakt im Beisein der städtischen Bürgerschaft enthüllt. Es war bald ein Wahrzeichen Neuruppins. Hier finden sich jedes Jahr am 30. Dezember zum Geburtstag des Meisters Mitglieder der Theodor-Fontane-Gesellschaft zur traditionellen Fontane-Ehrung ein. Er selbst kam in späteren Jahren nur noch nach Neuruppin, um seine Mutter und seine jüngere Schwester Elisabeth Charlotte, genannt „Elise“, zu besuchen.