Hans Joachim von Zieten (1699 – 1786)
Der Husar aus dem Busch
Auf einen Sockel haben sie mich gestellt, ganz unmilitärisch in Denkerpose. Meine Husarenuniform ist allerdings unverkennbar. Der Kalpak erscheint mir allerdings zu glatt. Etwas rauer durfte die Pelzmütze durchaus sein, mit der wir uns – egal auf welcher Seite der Front – schon von Weitem erkannten. Selbst im Kampf auf Leben und Tod respektierten sich die Husaren. Ach so, Hans Joachim von Zieten mein Name. Ich war 1741 bis 1786 Chef des Brandenburgischen Husarenregiments Nr. 3, die „Zieten-Husaren“. In Kriegszeiten hat mich der König gelegentlich als Oberkommandierenden seiner Streitkräfte eingesetzt. Sein Vertrauen in mich war groß.
Dieses Vertrauen musste ich mir buchstäblich erkämpfen. Anfangs sah es so aus, als fände sich für mich kein Platz beim Militär, obwohl sich mir als Sohn eines ziemlich ärmlichen Landedelmanns kaum eine andere Karrieremöglichkeit öffnete. Ich war zu klein, zu schmächtig, vor allem aber zu undiszipliniert und – ich sage es ehrlich – zu versoffen. Zweimal haben sie mich gefeuert, sogar Festungshaft musste ich abbüßen. Aber dann, es war noch zur Zeit des „Soldatenkönigs“, kam der Alte Dessauer auf die Idee, die Husarentruppe zu vergrößern. Da wurden Leute wie ich gebraucht: verwegen, reaktionsschnell, entscheidungsfreudig. Ausgerechnet ein österreichischer Husarenoffizier sollte mein Lehrmeister sein.
Ich sage Ihnen, Husaren sind etwas ganz Besonderes. Sie gehören zwar zur regulären Armee, aber handeln häufig wie Freischärler. Sie unterbrechen Verbindungslinien, zerstören Depots, verwickeln den Feind überraschend in kleine Scharmützel, verwirren durch Überraschungsmanöver. Dafür haben sie wendige Pferde und leichte Waffen und wissen, dass sich einer auf den anderen immer verlassen kann. Da war es egal, ob einer von Adel war oder nicht, der preußische Kadavergehorsam kam bei uns nicht an. Daher besitzen Husaren einen stark ausgeprägten Corpsgeist. In meiner Truppe gab es keine Schläge, schon gar kein Gasselaufen. Es gab bei uns auch so gut wie keine Deserteure. Und glauben Sie mir, ich war streng. Aber ich wusste auch, was meine Männer dachten und fühlten. Außerdem gab mir mein Gottvertrauen genug Kraft, um eine so ungestüme Meute, wie es ein Husarentrupp nun einmal war, zusammenzuhalten.
Doch zurück zu meinem Verhältnis zu Friedrich dem Großen. Als Major zog ich 1740 mit hinaus zur Eroberung Schlesiens. Der Krieg begann im Dezember. Im Mai wurde ich zum Oberstleutnant befördert und im Juli zum Oberst. Damit bekam ich mein eigenes Regiment – die „Zieten-Husaren“. Im Zweiten Schlesischen Krieg war ich erfolgreich an einer größeren Operation beteiligt. In den Siebenjährigen Krieg zog ich als Generalleutnant. Wir überraschten und überrumpelten den Feind. „Zieten aus dem Busch“ wurde bald zum geflügelten Wort. Mit dieser Zeile lässt übrigens Theodor Fontane eine seiner berühmtesten Balladen enden. Und der Anfang lautet: „Joachim Hans von Zieten, Husarengeneral. Dem Feind die Stirne bieten, er tat’s wohl hundertmal.
Ich möchte Sie nicht mit der Aufzählung meiner Schlachten langweilen. Das Schicksal meinte es immer gut mit mir: Meistens gehörten meine Husaren zu den Siegern und mir selbst wurde kein Schaden zugefügt. Ich brachte es sogar zum „General der Kavallerie“ – das heißt, ich wurde Chef aller berittenen Truppen und wurde mit dem Schwarzen Adlerorden dekoriert. Nach dem Krieg blieben der König und ich engste Freunde. Ich starb ein Vierteljahr vor ihm. Besondere Ehre wurde mir zuteil, als ich einen Ehrenplatz auf dem großen Denkmal für Friedrich den Großen Unter den Linden in Berlin fand: Ich bin einer der vier Reiter an den Ecken des Denkmals.