König Friedrich II. (1712 – 1786)
Wenigstens französische Vorfahren hatte er
Was ich mit Theodor Fontane zu tun habe? Was soll ich dazu sagen? Als literarische Figur war ich ihm fern. Dicke Bücher über den niederen preußischen Adel hat er geschrieben. Aber zu einem zu Herzen gehenden Königsdrama konnte er sich nicht durchringen. Zumindest als Figur der Geschichte kam er nicht um mich herum. In seinen Wanderungen hat er die Stätten meiner Jugendzeit besucht und beschrieben – im Oderland und im Ruppiner Land. Die Katte-Geschichte ist bei ihm nachzulesen und die Kronprinzen-Jahre in Rheinsberg.
Ich gebe neidlos zu, er hat damit einen großen und bleibenden Beitrag geleistet. Denn seine Recherchen dienen immer noch allen möglichen Schreibern als vorzügliche Quelle. Nach dem Motto: Der Fontane hat’s gesagt, also ist es richtig. Verneigen sollte ich mich vor seinen Schilderungen der Kriege gegen Dänemark und Frankreich, die wichtig für die Reichseinigung 1871 waren. Aber das war nach meiner Zeit.
Oder hat er mich etwa in seinen „Heldenliedern“ von 1850 verewigt? Mit diesen Versen hat er den Haudegen an meiner Seite ein Denkmal gesetzt: dem Alte Dessauer, dem Alten Zieten, Seydlitz, Schwerin, Keith. Ich selbst tauche dort nur als Nebenfigur auf. Mit seinen Gedichten hat er die Kämpen meiner Kriege auf den Sockel gehoben. Sehr menschlich hat er sie präsentiert. Aber wo bleibt da das militärische Kräftemessen? Ein Krieg wird nicht durch Menschlichkeit gewonnen. Ich billige ihm gern zu, dass er die Heldenlieder geschrieben hat, als das preußische Nationalgefühl ein tiefes Tal durchlief. Da waren Helden rar und man musste sie im Vergangenen suchen. Und so hat er dann gedichtet: „Sie kamen nie alleine, der Zieten und der Fritz, der Donner war der eine, der andre war der Blitz.“ Da hat er allerdings Recht, dieser Fontane. Zieten und ich waren bis zum Schluss unzertrennlich. Er war 13 Jahre älter als ich, aber starb nur wenige Monate vor mir. Was hab ich ihm alles zu verdanken! Da musste also einer aus französischem Hause kommen, um dergleichen zu Papier zu bringen. Das ist doch beschämend für die deutsche Schriftstellerei!
Ich habe gehört, dass Fontane auch ein Gedicht zur Enthüllungsfeier meines Reiter-Denkmals Unter den Linden in Berlin verfasst hat? Ja, vielleicht war sogar er ein bisschen zu „fritzisch“ gesinnt, Aber bedenken Sie bitte, 1851 hatten wir wirklich traurige Zeiten. Der damalige König Friedrich Wilhelm IV. war schwach und krank. Da kam man eben auf solche Gedanken: „Blitz’ nur herab von Deiner Wacht, solch Wächter mag uns taugen: Wir brauchen wieder, Tag und Nacht, die Alten-Fritzen-Augen.“ Er hätte ja auch schreiben können, dass sich die Geistesgrößen meiner Zeit unter dem Pferdearsch versammelt finden. Aber nein, allein meine Anwesenheit kündet von goldenen Zeiten. Bravo!!!
Ein Meister der Ignoranz war dieser Fontane auch hinsichtlich des von mir geschaffenen Potsdam. Stellen Sie sich vor, was er stattdessen in unverfrorener Frechheit geschrieben hat: „Das Wesen des Potsdamers, sage ich, besteht in einer unheilvollen Verquickung oder auch Nichtverquickung von Absolutismus, Militarismus und Spießbürgertum.“ Jetzt erkennen Sie ihn doch wieder, Ihren alten Fontane! Soll das ein guter Dichter sein?